Über Gnitzen

Die Gnitzen (Fam. Ceratopogonidae; englisch: biting midges, amerikanisch: no-see-ums; deutsch regional auch: Gnitten) bilden eine kleine, relativ einheitlich gestaltete Familie innerhalb der Ordnung Diptera (Zweiflügler), die weltweit (mit Ausnahme der Arktis und Antarktis) verbreitet ist und ungefähr 6.200 Arten umfasst. Von den nahe verwandten Zuckmücken (Fam. Chironomidae) und Dunkelmücken (Fam. Thaumaleidae) unterscheiden sie sich durch ihre Gestalt und ihre Lebensweise, vor allem aber durch das Vorhandensein stechend-saugender Mundwerkzeuge, die Ausprägung der Flügeladerung und der Genitalien sowie die Gestaltung der Beine.

CeratoVir Gnitze Pirbright Institute
© Archibald-Denison Pirbright Institute UK
CeratoVir Gnitzenanflug ZALF FLI
Gnitzenanflug am Menschen

Bei den Gnitzen handelt es sich um kleine, 0,5 bis 3 mm große Mücken mit kurzen Beinen, die oft mit Kriebelmücken (Fam. Simuliidae) verwechselt werden. Die adulten Tiere sind meist in schwarzen bis grauen Tönen gefärbt. Die relativ breiten Flügel sind oft behaart oder milchig getrübt und mehr oder weniger gefleckt. Sie werden in Ruhehaltung dachziegelartig über den Rücken des Tieres gelegt. Die Gnitzen zeichnen sich weiterhin durch das Vorhandensein von 13 bis 15-gliedrigen Fühlern aus, die bei den Männchen gefiedert sind.

Gnitzen gehören zu den wissenschaftlich am wenigsten untersuchten Zweiflüglern Europas. Selbst für häufige und weit verbreitete Arten birgt die Bestimmung große Schwierigkeiten. Vor allem die Entwicklungsstadien sind ungenügend bearbeitet und z. T. sogar unbekannt.

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Gnitzen

Lebensraum

Das Vorkommen der Gnitzen ist an feuchte, semiaquatische und aquatische Habitate gebunden, in denen sich die Larven und Puppen entwickeln. Larvale Entwicklungshabitate sind Schlamm, sich zersetzende Vegetation, moderndes Laub und Holz, faulende Früchte, Pilze, Tierdung und Gülle, Kompost, Humus und Moospolster. Weitere wichtige Brutplätze stellen Moore und Sümpfe, Ufer- und Überflutungsbereiche von Flüssen, Gräben, Bäche, Seen, salzreiche Brackwasser, Gezeitenzonen sowie kleinere Wasseransammlungen unterschiedlichster Art dar.

Änderungen im geografischen und zeitlichen Vorkommen der einzelnen Arten können sich aus Klima- und Umweltveränderungen (z.B. Renaturierung von Feuchtgebieten) oder der Globalisierung ergeben. Verschleppung, Einwanderung und Auslöschung von Arten sind beschrieben.

Gnitzen

Entwicklung von Gnitzen

CeratoVirPlus Ceratopogonidae Lebenszyklus ZALF FLI

Wie alle Dipteren durchlaufen die Gnitzen einen vollständigen Entwicklungszyklus, der ein Puppenstadium einschließt. Während sich die Männchen ausschließlich von zuckerhaltigen Pflanzensäften ernähren, benötigen die Weibchen zahlreicher Arten darüber hinaus eine Blutmahlzeit, um Eier produzieren zu können. Die Eier werden artspezifisch teils an Land, teils am Ufer von Gewässern oder im Wasser selbst abgelegt. Die Eiablage kann einzeln erfolgen oder als in Gallerte gehüllte Rosetten, Haufen oder Bänder in kleineren bis umfangreichen Paketen aus bis zu 250 Eiern.

Die Gnitzen durchlaufen vier Larvenstadien, die schließlich, in Abhängigkeit von Art und Nahrungsangebot, eine Länge von ca. 4 bis 6 mm erreichen. Die Gestalt der Larven ist artabhängig und einer großen Variabilität unterworfen. Die 2 bis 4 mm langen Puppen sind in allen Gattungen der Familie ähnlich ausgebildet. Sie weisen einen kompakten Bau auf, sind gelb-braun bis schwarz gefärbt und mit kurzen Atemhörnchen am Kopfende versehen. Puppen aquatischer Formen flottieren im Ruhezustand oft in Ansammlungen an der Wasseroberfläche.

Die aus den Puppenhüllen geschlüpften adulten Tiere halten sich in der Nähe der larvalen Entwicklungshabitate auf. An Bäumen, Büschen und exponierter Ufervegetation sind die Männchen vieler Arten in Schwärmen zu finden. Zur Partnerfindung senden die Weibchen Pheromone aus, die besonders bei jungfräulichen Weibchen anziehend und paarungsinduzierend auf die Männchen wirken. Die Kopulation findet im Flug statt. Sie kann ein- oder mehrmalig vollzogen werden. Die Lebensdauer der adulten Tiere beträgt kaum mehr als 2 bis 3 Wochen. Während dieser Zeit saugen die weiblichen Gnitzen mehrfach Blut. Mit steigender Temperatur nimmt ihre Stechaktivität und -frequenz zu. Bei etwa 10 °C stellen die meisten Gnitzen-Arten ihre Aktivität ein.
Die Entwicklungsdauer der Gnitzen ist stark temperaturabhängig. Überwinternde Larven können mehrere Monate leben. Die Überwinterung der meisten Arten findet im vierten Larvenstadium statt.

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